Das Wetter auf Island hatte sich von warm und sonnig recht schnell geändert.
Die Tage verfolgten wir das Wetter auf ganz Island und sahen, dass wir nun dem schlechten Wetter hinterherfahren werden. Hätten wir die Tour andersrum begonnen, hätten wir stets Sonnenschein gehabt.
Aber genau dafür hatten wir uns auch mit Regenkleidung, Mütze, Schal und Handschuhe gerüstet.
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22.07.2021: Während wir davor die Tage Glück mit dem Wetter hatten, fing dieser Tag grau und regnerisch und kalt an. Wir verließen nach dem Frühstück Reykjavik und machten uns auf den Weg Richtung Snaefellsjökull.
Auf dem Hinweg hatten wir eine Sehenswürdigkeit, welche wir anpeilten. Leider fand unser Navi nicht immer die Straßen oder Sehenswürdigkeiten, aber mit Google-Maps klappte es dann doch. Andé fragte mich, was es wäre: ein Wasserfall, ein Geysir oder …? Eine Wand! Was erst nicht beeindruckend klang, war sehr imposant. Wir parkten den Wagen bei den Gerduberg Klippen und strotzten dem kalten Wind. Irgendwie mußten wir an die Mauer bei Game of Thrones denken. Gewaltig.
Weiter ging es zu unserer Unterkunft, dem Langaholt Guesthouse. Wir hatten uns bei der Buchung eigentlich für eine andere Unterkunft entschieden, aber die öffnete dieses Jahr nicht. Was sich als perfekt erwies. Während wir auf unsere Zimmerschlüssel warteten, wurden wir in den Essensraum geführt. Den ganzen Tag kostenlos Kaffee und Tee! Den Kaffee konnten wir gut gebrauchen. Gemütlich war es hier. Da der Check-in erst ab 16:00 Uhr war, waren wir etwas früh dran. Aber gegen 15:20 Uhr war unser Zimmer fertig und wir brachten unsere Koffer an den Ende des Flures ins Zimmer 227. Jackpot. Ein riesiges Zimmer mit Blick auf Wiesen, einer großen Fensterfront mit Blick aufs Meer, Balkon und einem schönen Badezimmer.
Vom Fenster aus sahen wir, dass das Gästehaus einen Golfplatz hat, welcher auch bei Wind und Wetter genutzt wird.
Nach einer kurzen Reservierung fürs Abendessen fuhren wir bei leichten Nebel und Regen Richtung Djúpalónssandur. Am Wegesrand sahen wir die ersten Schafe. Schafe und andere Tiere haben immer Vorfahrt. Entlang von Lavafeldern fuhren wir zum Parkplatz und nahmen den Weg runter zum Strand. Schwarze, runde Steine verschiedener Größen machten den Strand mit seinem hohen Wellengang aus. Vor der starken Strömung wurde hier gewarnt. Es war gewaltig schön hier. Wir hätten noch Stunden hier verbringen können, aber wir hatten einen Tisch reserviert. War auch gut so, denn der Nebel wurde noch dichter. Eigentlich sollte man den Berg sehen können, aber wir konnten gerade so die Fahrbahn vor uns erkennen.
Zurück im Hotel gönnten wir uns ein Bier (10€ pro Stück) und ein wahnsinnig gutes,vegetarisches Curry mit Reis.
Da es nicht wirklich dunkel wurde, schlenderten wir noch zum Strand, welchen wir vom Zimmer aus hören konnten. Jedoch mußten wir einen anderen Weg nehmen, da der Hauptweg das Brutgebiet von Krias war. Sie flogen über uns, ließen uns aber in Ruhe. Die hier waren noch ganz entspannt. Der Strand war wild, einsam, stürmisch:genau unser Ding. Zufrieden ging es zurück aufs Zimmer.
23.07.2021: Die Nacht war laut gewesen. Die Vögel waren zu hunderten hier und schliefen nicht. Zum Glück ließ das Frühstück keine Wünsche offen. Pancakes, selbstgemachte Marmelade und Erdnussbutter, selbstgemachtes Brot und jede Menge Müsli, sogar mit Soja- und Haferdrink. Gut gestärkt machten wir uns auf zum Auto.
Wir fuhren bei Nieselregen nach Anarstapi. Die Felsformationen am Wasser waren wunderschön. Leider wurde der Regen schlimmer. Die Kamera packte ich auch leider zu spät ein. Während sie bei mir mehreren regnerischen Hochzeiten gute Dienste geleistet hatte, war die diesmal beleidigt und schaltete ab. Zum Glück hatten wir Ersatz dabei. Die Kamera war am Ende unserer Reise wieder zufrieden und funktioniert auch noch. Am Parkplatz angekommen fragten wir uns, warum ein Kria so einen Aufstand machte. Sein Weibchen fand wohl unseren Wagen warm und trocken und wollte dort brühten. Zum Glück war es dazu noch nicht gekommen und sie flog davon. Ihr Mann jedoch war nicht begeistert. Er flog ständig nah an unseren Köpfen und versuchte, uns zu vertreiben. Zum Glück hatte André eine Regenjacke an, welche den Vogelschiss abfing. Denn er bekam volle Kanne was ab und wurde von ihm als Eindringling markiert. Ich flüchtete ans andere Ende des Parkplatzes, wo weniger Vögel waren und André parkte den Wagen um, damit wir entspannt unsere Taschen und Jacke verstauen konnten. Wenn man irgendwo Krias brüten sieht, dann weiter weg lieber parken, damit man keinen Stress hat.
Vor Ort holte ich uns einen Kaffee und weiter ging es Richtung Kirkjufell. Aussichtspunkte werde nicht immer angekündigt und die Adresse ist auch nicht so leicht herauszufinden. Wir hatten bei Google-Maps eine Karte mit den uns wichtigen Aussichtspunkten gemacht. Búlandshöfði View Point war einer davon. Zeit für kleine Pausen, Zeit für was zu Essen. Der Regen legte sich und als wir den Kirkjufellfoss erreichten, hatten wir Sonnenschein. Wir waren glücklich. Wieder ein schönes Highlight an dem Tag. Die Tankstelle beim Kirkjufell funktionierte leider nicht. Wir fuhren weiter zum Kolgrafarfjördur Viewpoint und zum Selvallavatn Viewpoint mit seinem Sheep’s Waterfall. Hier war es bereits kälter und wir mußten die Autotür festhalten, so windig war es. Zurück ging es durch Nebel, Regen und noch mehr Nebel zum Langaholt Guesthouse, wo wir nochmal das Curry und ein Bier bestellten. Hier hätten wir gerne mehr Zeit verbracht. Die Halbinsel ist wunderschön und wir haben längst nicht alles gesehen. Das Gästehaus hatten einen wunderbaren Charme und leckeres Essen, auch für Veganer.
24.07.2021: Auf die Westfjorde hatte ich mich bereits gefreut. Heute sollte es dorthin gehen. Wir wollten jedoch nicht die Fähre nehmen, sondern den ganzen Weg fahren. Bei Regen fuhren wir gegen 10:00 Uhr los und nahmen die Straße 55, eine Schotterstraße. Geplant waren 6 Stunden Fahrt mit Pausen. Wir waren noch nicht lange unterwegs, als der Wagen meldete, dass der Reifendruck hinten rechts weg war. Ja, wir hatten ein Loch im Reifen. Wir konnten es nicht sehen, aber man hörte es. Ich rief bei der Autovermietung an und erzählte in meinem ziemlich eingerosteten Englisch, was passiert ist. Da wir einen Kompressor dabei hatten, pumpten wir erstmal immer ein wenig nach, um etwas weiter zu kommen, denn wir standen auf einer löchrigen Schotterstraße mit viel Schlamm. Als dann endlich wieder bessere Wege kamen, wechselte André den Reifen. Diesen mußte er erst noch aufpumpen und dann bei Regen und Matsch wechseln. Meine Nerven lagen bereits ziemlich blank. Die Werkstatt, die auf unserem Weg gewesen wäre, hatte leider zu. Also wurden wir von der Autovermietung nach Stykkisholmur geschickt. Als wir ankamen, rief ich den Werkstattleiter an und dieser kam vorbei. Innerhalb von 20 Minuten war der Reifen repariert. Ein großer Stein war drin gewesen. Eine Fähre fuhr leider nicht mehr, denn ab hier wären die Fähren losgefahren. Ich ärgerte mich bereits, dass wir eine Schotterstraße genommen hatten, aber dafür hatten wir extra den Wagen gemietet. Über Schotterwegen fuhren wir weiter, bis endlich wieder bessere Straßen kamen. Wir hatten nun 4 Stunden Verspätung. Ich rief beim Hotel an, dass wir uns verspäten würden, aber auf alle Fälle kommen. Während die 60 gute Straßen hatte, bescherte uns die 62 immer wieder heftige Schotterwege mit Schlaglöchern. Entlang der Fjorde ging dann der Weg so weiter. Um 20:00 Uhr kamen wir dann endlich im Fosshotel Westfjords an.
25.07.2021: Unser Hotel in den Westfjorden hatte ein leckeres Frühstück. Es gab Hafermilch, nur das Müsli war sehr Rosinen-lastig. Ich mag keine Rosinen. Als Kaffee gab es welchen aus der Kanne oder eine Maschine. Bereits um 7:00 Uhr standen wir beim Frühstück, da wir an dem Tag viel vor hatten. Hatten wir durch den Tag vorher viel Zeit verloren, mussten wir diese heute besser einteilen. Da merke ich immer wieder, dass man die Planung noch so perfekt machen kann, irgendwas kann immmer dazwischen kommen. War es die Tage vorher noch so gewesen, dass wir keine Maske brauchten, wurde diese nun wieder Pflicht in Innenräumen. Wir fuhren die 60 Kilomter nach Latrabjarg. Der berühmte Vogelfelsen mit Papageitaucher-Garantie. Papageitaucher heißen auf Isländisch Lundy und auf Englisch Puffin. Ich mag das englische Wort. Da wir nicht schnell fahren konnten aufgrund der Schotterwege und dem ständigen Auf und Ab, dauerte dieser kurze Weg 1,5 Stunden. An einem Strand war ein altes Schiff. Es sah aus wie in einem Film.
Kurz vor Latrabjarg gab es ein Toilettenhäuschen. Ich dachte an Plumpsklos hier am Ende der Welt. Aber es war ein sauberes Häuschen mit richtiger Toilette, Spülung und fließenden Wasser zum Händereinigen.
Das Wetter meinte es nicht gut mit uns, es verfolgten uns Wind und Regen. Bevor wir Richtung Latrabjarg abbogen, gab es ein Hinweisschild, dass es dort keine Tankstelle gibt. Wir kamen am Vogelfelsen an und sahen viele Vögel, aber keine Puffins. Es war nass, regnerisch und ich rutschte auch noch aus. Voll in den Matsch. Wir versuchten es weiter oben, aber keine Puffins. Auf dem Rückweg sahen wir dann endlich welche in den Felsspalten, insgesamt 3, und das nur kurz. Sie mochten das Wetter wohl auch nicht, oder den Wind. Jedenfalls ließ sich keiner weiter oben in unserer Nähe blicken.
Der Vogelfelsen Latrabjarg ist ein Nistplatz für die größte Papageitaucher-Population auf Island. Hier sollte man eigentlich immer Papageitaucher sehen, zumindest im Juli. Denn sobald die Brutzeit vorbei ist, fliegen die Vögel wieder aufs Meer, denn es sind Meeres-Vögel.
Ich war froh, überhaupt welche gesehen zu haben, aber enttäuscht, dass es nur so wenige waren, so weit weg und keine Fotos mit der großen Kamera. Die Puffins waren eher scheu. Ich finde sie voll niedlich. Aber am Felsen riecht es total fischig. Durch den Regen waren wir total durchnässt. Wir hatten vergessen, die Regenhose anzuziehen. Zum Glück hatten wir Tee dabei. Also raus aus der Hose, rein in die Regenhose, aufwärmen mit Tee und weiter ging es nach dem großen Wasserfall Dynjandi. Wieder Schotterstraßen, und manche rasen mit normalen Autos einfach so lang, während wir langsam fuhren. Mittendrin eine Baustelle. Keine Umleitung oder Ampel. Einfach durch die Baustelle durchfahren. Am Dynjandi angekommen erlebten wir innerhalb weniger Minuten einen Wetterwechsel vom Feinsten. Meine Regenjacke war noch feucht, also nahm ich meine Softshelljacke. Regen, dann Sonne, dann Sonne und Wind, Regen und Wind, Regen. Ich war schon wieder durchgenässt. Der Dynjandi besteht aus mehreren Wasserfällen, welche aus ihm entstehen. In den Bergen konnte man noch Schnee sehen und es wurde für einen Teil der Westfjorde auch Schnee angekündigt.
Auf dem Rückweg tankten wir total einfach mit Kreditkarte. Man sollte immer genug im Tank haben, da auch mal eine Säule leer oder kaputt sein könnte. Aber sonst ist es sehr einfach mit dem Tanken.
Die Dusche im Hotel tat so gut, denn im Auto roch ich wie ein nasser Hund. So kam es mir jedenfalls vor. Meine Hosen mußte ich wegen dem Schlamm waschen. Im Hotel bestellten wir uns Risotto, Kaffee und Bier. André war glücklich, denn es gab seinen Lieblingskaffee: Illy.
Am Abend packten wir unsere Sachen, da wir am nächsten Tag bereits die Wesjforde verließen. Leider hatten wir mit dem Wetter nicht so ein Glück. Wären wir erst in den Süden gefahren, hätten wir Sonne gehabt. Aber unsere Route stand ja fest.
Der Westen an sich ist sehr ruhig. Es gibt relativ wenig Touristen, da der Weg in die Fjorde an sich schon recht weit ist. Die meisten Touristen fahren nur die Ringstraße entlang. Die Parkplätze in Island an sich bestehen meist aus Schotter und man muss echt aufpassen, dass man sich nicht einen Stein in die Reifen fährt.
Auch wenn das Wetter und das Auto es nicht gut mit uns meinten, haben uns die Halbinsel und die Westfjorde in ihren Bann gezogen.
Besonders die Halbinsel hat es uns angetan. Bei einer nächsten Island-Reise würden wir auf alle Fälle nochmal dahin reisen und mehr Zeit hier verbringen. Gas Gästehaus war einfach super.
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